Viva la familia!

Von: Mark Bergmann - Mittwoch, 25. April 2012

Mathias Weber, einer der Veranstalter der III. la familia Fightnight, im Interview.

Es ist eine der größten Kampfsportveranstaltungen Mitteldeutschlands, die III. la familia Fightnight. Mathias Weber ist einer der Macher hinter dem Event und hinter dem ausrichtenden la familia Fightclub. Mit Herzblut und Ehrgeiz setzt er sich ein, für seine "Familia". Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Team wächst stetig, die Fightnight gehört nach nur drei Jahren bereits zur Referenz in der Region und braucht sich auch auf nationaler Ebene nicht verstecken.
Bevor aber 3.000 begeisterte Kampfsportfans in der Hallenser Volksbank Arena spektakuläre Fights auf der III. la familia Fightnight erleben können, hat Veranstalter Weber noch einiges zu tun. Unter anderem, ein Gespräch mit GroundandPound, und das wollen wir natürlich niemandem vorenthalten.
GroundandPound: Mathias, es sind nur noch wenige Tage bis zur III. la familia Fightnight. Kribbelt es schon im Bauch?
Natürlich steigt die Aufregung und Spannung von Tag zu Tag an. Man mag schon gar nicht mehr ans Telefon gehen, weil Kampfabsagen und Probleme sich kurz vorher immer mehr häufen (grinst). Aber nicht nur als Veranstalter, sondern besonders als Trainer steht man immer vor einer Riesenherausforderung und enormem Druck. Alle unserer Jungs haben wirklich hammerstarke Gegner, da ist man schon etwas aufgeregt.

Ein Veranstalter-Leben ist wirklich nicht leicht. Was habt ihr über die Jahre gelernt, welche Kinderkrankheiten behoben und welche guten oder schlechten Erfahrungen gemacht?
Von wirklich negativen Erfahrungen sind wir zum Glück verschont geblieben. Im letzten Jahr haben wir einige Fehler begangen, die wir in diesem Jahr vermeiden möchten und auch werden. Zum Beispiel zog sich die Veranstaltung im vergangenen Jahr wie Kaugummi. Ich vergleiche das immer gern mit einer Geburtstagsfeier, die man ausrichtet. Zuerst erwartet man ein paar Freunde, holt einen Kuchen und kocht eine Kanne Kaffee. Plötzlich erfährt man, dass noch Oma, Mutti, Opa, Tante, die Ex-Freundin und, und, und dazu kommen. Man wird nervös – verschiedene Geschmäcker, reicht das Essen? Man geht nochmal einkaufen und holt noch was dazu. Und am nächsten Tag stellt man fest, dass vielleicht der eine Kuchen, den man für die Kumpels geplant hatte, sicher auch für alle gereicht hätte. Man hat einfach zu viel gewollt. Aber wir entwickeln uns von Veranstaltung zu Veranstaltung.

Im letzten Jahr war die Fightnight in der Tat ein Mammut-Event. Was erwartet die Zuschauer in diesem Jahr?
Den Zuschauer erwartet ein Festival der Sinne! Natürlich liegt das Hauptaugenmerk auf dem Sport, aber wir bieten dem Auge, dem Ohr, der Nase und dem Gaumen ein Riesenspektakel. Wir vergleichen uns gern mit einem Festival.

Man kann sagen, dass der la familia Fightclub – und eure Veranstaltungsreihe – eine unglaubliche Entwicklung genommen haben. Kannst du in Worte fassen, wie stolz du bist?
Sehr stolz! Ich liebe und lebe diesen Sport, ich habe einen gut bezahlten und sicheren Job aufgegeben, um mich ganz meiner Leidenschaft zu widmen. Als wir unsere erste große Veranstaltung geplant haben, war es nicht unser Ziel, uns damit zu bereichern. Wir wollten Spaß haben, auf uns und unsere Leistung aufmerksam machen und mit einem Klische aufräumen. Dem Klische, dass Kampfsportler dumme, gewaltbereite Menschen sind. Ich denke, wir polieren mit unserer Veranstaltung ordentlich die Meinung vieler auf und leisten einen Beitrag, damit Kampfsport gesellschaftlich aufgenommen wird. Uns besuchen alle Altersklassen, Nationalitäten und Gesellschaftsschichten. Darauf sind wir stolz!

Die Entwicklung eures Vereins und auch der Veranstaltung ging in der Tat sehr schnell vonstatten, wie war das möglich?
Wenn man etwas aus tiefster Überzeugung tut, gleich, was im Leben, wird man erfolgreich sein. Wir sind ehrlich und haben Ziele, die wir hartnäckig verfolgen und an denen wir jeden Tag – wirklich jeden Tag – hart arbeiten. Das macht selbstsicher und mutig. Wir sind ein klasse Team, eine Familie, und wir reifen zusammen. Das macht eine schnelle Entwicklung aus. Ich möchte zudem wirklich allen danken, die uns helfen, die da sind und die etwas bewegen. Die selber gestalten und ein Teil von allem sind. Ein Teil meiner, unserer Familie - viva la familia!

Wie siehst du die Entwicklung des Kampfsports in der Region Mitteldeutschland insgesamt? In den vergangenen Jahren hat sich hier ja einiges getan...
Wir hinken noch Jahre hinter Ländern wir z.B. Holland hinterher. Das hat sicher geschichtliche Gründe, Kolonialländer konnten schon eher die Künste anderer Völker nutzen. Dazu kommt, dass in Deutschland noch eine Art Doppelmoral herrscht. Alle wollen sehen, wie sich trainierte Athleten messen, und z.B bei Klitschko-Kämpfen lauern alle nur gebannt auf den KO. Andererseits erzählen sie dir permanent, dass das, was wir tun, brutal und anstößig sei. Zwölf Runden a drei Minuten Boxen vor den Kopf wird gefördert und ist gesellschaftlich voll akzeptiert. Aber zum Beispiel bei zweimal fünf Minuten MMA, wo boxerische und ringerische Elemente – alles olympische Sportarten – verbunden werden, da schreit die Gesellschaft ganz laut auf.

Aber der Kampfsport ist auf dem Vormarsch. Das zeigen unsere Mitgliederzahlen, Zuschauerzahlen und selbst Fernsehsender wie SAT.1, Eurosport, etc. kommen nicht mehr daran vorbei. Wir werden noch etwas Zeit brauchen, um in jeder Gesselschaftsschicht anerkannt und respektiert zu werden, aber wir sind auf dem richtigen Weg.

Erklär den Lesern, die euch noch nicht kennen, doch einmal den Werdegang von la familia.
Wir waren ein sportbegeisterter Haufen, ohne wirkliches Zuhause. Ich bin der Begründer mehrerer Sportclubs, aber immer waren wir irgendwo eingemietet, wie z.B. mit dem Manic Gym im Sportpark, und hatten nichts Eigenes. Irgendwann wurden wir immer mehr, hatten aber nie die Möglickeiten, zu trainieren wann wir wollten. Wir beschlossen also einen Verein zu gründen, der alle unter einem Dach vereinen sollte, der allen Sportbegeisterten die Möglichkeit zum Training geben soll. Wir suchten uns bezahlbare Räumlichkeiten und seitdem wachsen wir und wachsen (grinst).

Jeder eurer Events hatte bislang ein Motto. Im ersten Jahr gab es das „300“-Thema, 2011 die „Terminator“-Optik, dieses Mal „From Dusk til Dawn“. Das kannte man in Deutschland bisher nicht, warum macht ihr das?
Paul kämpft gegen Otto, Manfred boxt gegen Franz – wir wollten mehr als das. Wir wollten einen Abend für alle, wollten etwas mehr Kreativität, etwas mehr Kunst. Mit den „Mottopartys“ sind wir einmalig. Wir erfinden uns immer neu, in jedem Jahr. So geben wir den Kämpfen, die schon im Mittelpunkt stehen sollen, einen würdigen Rahmen. Wir werden in vielen Dingen auch schon kopiert, manchmal sitzen wir bei einer Veranstaltung und sagen: Hey, die Idee kam aber mal von uns! Das macht die Brust natürlich sehr breit (grinst).

Wer lässt sich das Ganze einfallen?
Wir alle im Team. Wir sitzen in der Runde und lassen einen Gedanken reifen. Das macht riesig Freude und steigert auch das Wir-Gefühl, weil sich jeder einbringen und seine eigenen Vorstellungen umsetzen kann.

Euer Fokus liegt auf K-1 und Muay-Thai, ihr habt aber auch immer hochkarätige MMA-Fights auf der Card. Kommt man daran einfach nicht mehr vorbei oder wollt ihr in dieser Richtung wirklich durchstarten?
Wie ich bereits erwähnt habe, tut man sich in Deutschland mit dem Sport oder gar mit dem Wort MMA sehr schwer. Behörden laufen sofort Sturm, wenn sie hören, dass ein MMA-Kampf stattfindet. Das macht es dem Veranstalter sehr schwer. K-1 und Muay-Thai sind unsere Steckenpferde, aber MMA gehört genauso zu la familia und hat bei uns eine riesige und stetig wachsene Anhängerschar.

Wohin soll die Reise mit der la familia Fightnight gehen?
Wir haben einen Dreijahresplan. Neben la familia Erfurt eröffnet im Juni noch das Kampfsport- und Fitnessstudio Bernburg unter unserer la familia-Flagge. Wir haben vor, den Mutterstandort Halle weiter auszubauen und wollen die la familia Fightnight zu einer festen Größe erstmal auf dem deutschen Markt platzieren. Daneben schauen wir mal, was wir in Erfurt und Bernburg noch auf die Beine stellen können.

Kontakt

la familia Fightclub e.V.
Freiimfelder Str. 80
06112 Halle (Saale)

Telefon: 0345 249 803 44
Mobil: 0163 9616 202
E-Mail: kontaktatla-familia-fightclub [dot] de